Helix 1.0 wurde beim "Internationalen Streichquartettwettbewerb" (Budapest 1987) mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet und war Preisträger beim Kompositionswettbewerb der Wiener Konzerthausgesellschaft anläßlich des Musikfestes "Österreich - heute". Die Juroren waren die Mitglieder des Arditti Quartettes, die dieses Werk am 27. Oktober 1987 im Schubertsaal des Wiener Konzerthauses zur Aufführung brachten. |
Das Streichquartett, von dem Goethe einst sagte, "er höre hier vier vernünftige Leute sich miteinander unterhalten", hat im Laufe seiner mehr als 200jährigen Gattungsgeschichte tiefgreifende Umwälzungen - sowohl in ästhetischer wie in kompositionstechnischer Hinsicht - erfahren. Wenn es in der Frühzeit, bei Boccherini und Haydn, vor allem dem geselligen Musizieren gedient hatte, so entwickelte es sich innerhalb kurzer Zeit zu der Gattung, die Komponisten immer dann wählten, wenn sie kompositorische Neuerungen erproben wollten. Dafür bietet sich freilich das Streichquartett par excellence an. Die enge Verwandtschaft der vier Streichinstrumente läßt sie einerseits klanglich verschmelzen, andererseits fordert die daraus resultierende Gleichberechtigung eine individuellen Behandlung jeder Stimme: die Dialektik von Individuum und Kollektiv wurde hier musikalisch ausformuliert. Diese Sichtweise beinhaltete die Vorstellung eines musikalischen Diskurses, des Wettstreits zwischen gleichwertigen Partnern. Heute aber scheint es, daß diese ästhetische Prämisse, die der Gattung einst zu ihrer Blüte verholfen hatte, nur mehr dann Gültigkeit besitzt, wenn sie neu formuliert werden kann.
Ausgangspunkt für meine Arbeit waren neben frühen Schriften von Pierre Boulez und dem kompositorischen Oeuvre Gottfried Michael Koenigs vor allem das Buch Order out of Chaos des Systemtheoretikers und Nobelpreisträgers Ilya Prigogine.
In diesem Streichquartett ging es mir darum, aus kleinsten musikalischen Bestandteilen (Molekülen vergleichbar) einen künstlichen Organismus aufzubauen, der sich gleichsam vor den Ohren der Hörer entfaltet, immer wieder in Frage stellt und immer wieder neu formuliert. Dabei hat mich vor allem interessiert, in welcher Weise ein Mechanismus systembedingte Konflikte und Störungen verarbeiten und für sich nutzbar machen kann. Dieses auszukomponierenund damit hörbar zu machen war mir ein wichtiges Anliegen. Dabei ist die mancherorts zutage tretende Individualität der Einzelstimme nur eine scheinbare: sie dient nicht ihrer eigenen Glorifizierung, sondern ist in ihrer Funktion eindeutig definiert: den Organismus zu erhalten, ihn zu modifizieren, und ihn schließlich zu vernichten.
Programmheft-Text zur Aufführung am 27.10.1987 im Wiener Konzerthaus
durch das Arditti Quartet London.
The score of Helix 1.0 can be downloaded for free. Please note that the music is protected by copyright.
Karlheinz Essl: Helix 1.0 for string quartet
page 19
© 1986 by Karlheinz Essl
Karlheinz Essl: Helix 1.0 (1986)
Recorded 1989 by Arditti Quartet (London)
Released on Karlheinz Essl's CD Rudiments (1995)
Deconstruct Double District generates an ever evolving abstract 3-dimensional shape from the movement of two dancers. In this visualisation motion is transformed into form. A video by Volker Kuchelmeister (Sidney) accompanied by Karlheinz Essl's string quartet Helix 1.0.
Volker Kuchelmeister: Deconstruct Double District Anaglyph 3D
Music: Helix 1.0 by Karlheinz Essl
Home | Works | Sounds | Bibliography | Concerts |
Updated: 12 Apr 2019