Klanglabyrinth - demo version
Das Klanglabyrinth lädt ein zur Erforschung eines unbekannten Terrains, das aus variablen Raumelementen, Zeichenprojektionen und Klängen besteht und durch den Besucher jeweils neu gestaltet werden kann. Mobile und frei verschiebbare Architekturelemente ermöglichen die Veränderung des räumlichen Gefüges - ein fortwährendes Neuentstehen von verschiedenen Raumdichten, Raumtiefen und Durchläßigkeiten. Dies wirkt sich unmittelbar auf die Realisierung einer imaginären Bildkomposition aus. Rudimentäre Zeichen, von vier Diaprojektoren in den Raum gestrahlt, werden erst durch das Auftreffen auf die unterschiedlichen Oberflächenqualitäten der Raumelemente sichtbar und überlagern sich je nach Position der Raumelemente zu neuen Konstellationen.
Labyrinth auf dem Fußboden der Kathedrale von Chartres
Die räumlichen und optischen Vexierbilder sind in ein Netzwerk von Klängen eingebettet, die den Raum als Körper zum Klingen bringen. Es handelt sich dabei um eine nicht reproduzierbare unendliche Komposition, die sich im Moment des Erklingens selbst erschafft ("Real Time Composition"). Die so entstehende Musik ist das Ergebnis einer räumlich-zeitlichen Interaktion von Klangpartikeln, die aus vier Lautsprechern ertönen. Die Überfülle an Information fordert den Rezipienten zu einer aktiven Haltung heraus: letztlich entsteht die Musik ebenso wie der Raum erst durch die individuelle Wahrnehmungsarbeit des Betrachters.
1992 begann ich ein Projekt einer Real Time Composition zu zu entwickeln, als sich mir am Pariser IRCAM die Möglichkeit bot, im Zuge eines Kompositionsauftrages mit der dort entwickelten IRCAM Signal Processing Workstation (ISPW) zu arbeiten. Diese auf einem NeXT-Computer basierende Workstation erlaubt es, Klänge in Echtzeit zu verarbeiten. Im Unterschied zu kommerziellen Produkten wie etwa Samplern etc. handelt es sich dabei nicht um eine geschlossene "black box", sondern um ein offenes System, das völlig frei programmiert werden kann.
Anfängliche Experimente, den Kosmos gesampelter Klangpartikelchen durch Manipulation ihrer Parameter (wie Transposition, Dauer, Lautstärke, räumliche Disposition, Hallanteil, Hüllkurve etc.) zu erforschen, führten schließlich zur Entwicklung von kompositorischen Modellen, die aus einem vorgegebenen Klangmaterial mit Hilfe bestimmter kompositorischer Regeln und komplexen Zufallsoperation fortwährend musikalische Gestalten komponieren - und das im Moment ihres Erklingens.
Durch Vernetzung verschiedener kompositorischen Modelle und die Verteilung der Klangpartikelchen über vier Lautsprecher im Raum bilden sich schließlich virtuelle Räume, klangliche Labyrinthe: der Raum selbst wird als Körper zum Klingen gebracht. Die Lautsprecher sind als solche wiederum nicht ortbar (wie so oft bei elektro-akustischer Musik) da die einzelnen Klangpartikelchen bereits ihren jeweiligen Raumort als kompositorische Größe in sich tragen. Raum und Klang entstehen so im Augenblick.
in: Programmmhefttext zum Festival Das innere Ohr, Internationales Festival zeitgenössischer Musikperformance Linz, Offenes Kulturhaus, 2. - 4. 3. 1995
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Updated: 17 Jan 2016