Portrait KHE Portrait

whatever shall be

Karlheinz Essl und Isabel Ettenauer im Gespräch mit Andreas Maurer

Lange Nacht der Neuen österreichischen Musik
24./25. Januar 2014, Ö1



Einführung von Ursula Strubinsky

Das Instrument, um das es in der kommenden Stunde geht, ist in unserer Sendung noch nicht vorgekommen und es besitzt auch noch den Status des Außergewöhnlichen, obwohl in letzter Zeit immer mehr Originalliteratur dafür entstanden ist. Die Rede ist vom Toy Piano, dem Spielzeugklavier. John Cage hat ja dieses Instrument salonfähig gemacht oder, besser gesagt, in den Konzertsaal eingeführt. Die österreichische Musikerin Isabel Ettenauer hat sich vor mehr als einem Jahrzehnt in dieses Instrument verliebt. Seither ist eine ganze Reihe von Toy Piano-Stücken für sie geschrieben worden. Ein Komponist, der fleißig zu diesem Repertoire beigetragen hat, ist Karlheinz Essl. Die Früchte der Zusammenarbeit von Isabel Ettenauer und Karlheinz Essl kann man nun auf einer neuen CD nachhören. Andreas Maurer hat die beiden ins Studio eingeladen und mit ihnen über das Album gesprochen.


Isabel Ettenauer performing Kalimba
WUK, Vienna (13 Feb 2014)


Das Spielzeugklavier

Zu hören waren die ersten Takte aus Kalimba, einem Stück für Toy Piano und Playbacks, komponiert von Karlheinz Essl – gespielt von Isabel Ettenauer. Kennen gelernt haben sich die beiden bei einem Konzert im Essl Museum. Karlheinz Essl war in seiner Funktion als Musikkurator auf der Suche nach frischen, interessanten Projekten und gab der jungen Pianistin eine Carte blanche, sowie eine Auftrittsmöglichkeit im Museum. Im Herbst letzten Jahres führte ihr gemeinsamer künstlerischer Weg schließlich zur ersten gemeinsamen CD – whatever shall be – music for toy instruments and electronics. Den Ursprung des mysteriösen Titels werden wir gegen Ende des Gesprächs enthüllen.


Andreas Maurer: Frau Ettenauer, 2001 begann Ihre Affinität zum Toy Piano, wie kann man sich das vorstellen, wie kam diese Liebe zum „kleineren Klavier“ zustande - Sie kommen ja ursprünglich von einem größeren Instrument...

Isabel Ettenauer: Ja, das ist richtig. Ich habe Klavier studiert, hatte allerdings als Kind auch schon ein kleines Plastik-Bontempi-Toy Piano. Das war aber sehr schnell nicht so beliebt damals - ich habe mich zu dem Zeitpunkt nach einem großen Instrument gesehnt.

Allerdings bin ich in den 1990er Jahren mit der Musik von John Cage in Berührung gekommen, und habe damals auch 1993 seine Suite for Toy Piano erstmals gehört, und seit diesem Zeitpunkt immer den Wunsch gehabt dieses Stück aufzuführen, was 1999 erstmals geklappt hat; allerdings eben auf diesem alten Instrument meiner Kindheit, was ich wieder im Keller meiner Großeltern „ausgegraben“ habe. Das war nicht sehr befriedigend, weil alles eine Oktave höher geklungen hat als notiert, weil die Töne ganz hoch waren. Außerdem hatte das Instrument ganz, ganz schmale Tasten – fast unspielbar für einen Erwachsenen. Ich musste die Finger ganz schräg aufsetzen. So habe mich dann auf die Suche nach besseren Instrumenten gemacht, bin zuerst in Amerika fündig geworden bei der Firma Schoenhut, und habe dann drei Instrumente bestellt, die schließlich nach langer Zeit irgendwann eingetroffen sind, im Jahr 2000. Und wie die dann da waren, habe ich gewusst, ich möchte irgendwie mehr damit machen, nicht nur das Stück von Cage darauf spielen, und hab’ verschiedene Komponistenfreunde gefragt, ob sie mir was schreiben könnten. Die Idee war eigentlich, ein kleines Projekt zu machen, für das ich dann einmal ein Programm zusammenstellte.


AM: Sie haben schon die spezifische Technik des Toy Pianos angesprochen. An dieser Stelle muss man vielleicht erwähnen, dass das Toy Piano kein Saiteninstrument wie das Klavier ist, sondern eher ein Schlaginstrument – Herr Essl, vielleicht können Sie den Unterschied für unsere Hörerinnen und Hörer kurz erläutern....

Karlheinz Essl: Es herrscht auch unter KomponistInnen das Missverständnis, dass ein Toy Piano ein Klavier ist. Sie haben es aber ganz richtig gesagt, es hat mit dem Klavier nur die äußere Form gemeinsam – es hat weiße und schwarze Tasten. Es werden allerdings keine Saiten angeschlagen, es gibt auch keinen Resonanzkörper oder einen Resonanzraum, den man mit dem Pedal dazuschalten kann. Es werden einfach nur Metallstäbe angeschlagen, die ein definiertes Ausklangsverhalten haben. Das heisst, man kann den Ton nicht formen, man kann nicht phrasieren wie auf dem Klavier.

Das ist ein großer Nachteil, wenn man so will, aber auch ein großer Vorteil - weil das ein ganz frisches, neues Instrument ist, was mit dem traditionellen Klavier, mit seiner ganzen Geschichte und seinem unheimlich tollen Repertoire eigentlich nichts mehr zu tun hat. Und das war für mich als Komponist, der ich das Klavier eher abgelehnt habe, weil ich als Kind zum Klavier gezwungen worden bin und auch nie wirklich gut gespielt habe – ich habe ein gestörtes Verhältnis zu dem Instrument. Und das Toy Piano war für mich plötzlich so eine Möglichkeit, diese Verletzungen, die ich da seit Jahrzehnten mit mir herumschleppe, irgendwie auszuleben, in einer ganz freien Weise, weil ich es mit ganz neuen Augen sehen konnte.

Und dann entstand das Stück Kalimba, das dann auch diesen Titel bekommen hat, nachdem es komponiert worden ist, weil es eigentlich klingt wie eine afrikanische Kalimbamusik. Das ist ein kleines Daumenklavier, was meistens von zwei oder drei Musikern gespielt wird, und durch diese schnelle Überlagerung von Patterns entstehen die sogenannten Inherent Patterns, also virtuelle Rhythmen und Melodien, die eigentlich gar nicht komponiert sind. Und das Stück funktioniert ganz ähnlich. Ich habe es so komponiert, dass die Pianistin eine ganz genau notierte Stimme spielt, und dazu gibt es ein Playback, das nur mit acht Tönen arbeitet, die Isabel mir eingespielt hat. Diese werden durch spezielle Verfahren so übereinandergeschichtet, dass diese Schichten langsam auseinanderlaufen, und dann entstehen akustische Moiré-Muster. Man kennt das, wenn man verschiedene Raster übereinander legt, zum Beispiel eine Gardine, und dann leicht bewegt, dann entstehen so schillernde, sich bewegende Figuren, die so genannten Moiré-Muster. Und das habe ich versucht kompositorisch auch zu machen - mit Rhythmen, die sich im Mikrobereich verschieben und den Klang verändern. Letztlich entstehen chaotische Strukturen, die dann aber interessanterweise wieder zu festen Formulierungen zusammenfinden.


AM: Zu Beginn des Gespräches waren schon einige Takte von Kalimba zu hören, jetzt folgt das Werk noch einmal, jedoch zur Gänze:


Isabel Ettenauer performing Kalimba
Essl Museum, Klosterneuburg (11 Mar 2009)


Das war Kalimba, ein Stück für Toy Piano und Electronics von Karlheinz Essl. Gespielt hat Isabel Ettenauer. 2005 komponiert, steht es nicht nur am Beginn ihrer ersten gemeinsamen CD, sondern es ist auch das erste Stück, welches der Komponist explizit für die Pianistin geschrieben hat.

Frau Ettenauer, im Gespräch spürt man sofort ihre Liebe zum Toy Piano, aber der kleine Klangraum, die eingeschränkte Dynamik – sehen Sie das als Pianistin eher als Herausforderung oder schreckt das am Beginn der Arbeit zunächst ein wenig ab?

IE: Also ich glaube, man darf das Toy Piano einfach überhaupt nicht vergleichen, mit einem Klavier zum Beispiel oder einem anderen Tasteninstrument. Es ist ein völlig eigenständiges Instrument, und als solches habe ich es auch immer betrachtet und bin auch so herangegangen an das Instrument. Ich denke, dass die Komponisten, die etwas verstehen von diesem Instrument, es ebenso machen und sich inspirieren lassen von dem speziellen Klang und auch von der Eingeschränktheit. Das kann ja eine Inspiration sein. Wenn man natürlich den Fehler macht, dass man denkt, das Toy Piano ist ein kleines Klavier, dann ist das nicht ideal, denn man kann da nicht einfach ein Klavierstück darauf spielen, das einen geringeren Tonumfang besitzt.


AM: Trifft das für Sie als Komponist auch zu?

KHE: Ich meine, das ist genau der Punkt. Isabel hat mich gefragt, ob ich auch ein Stück für sie schreiben möchte. Und am Anfang habe ich da ein bisschen Bedenken gehabt, weil ich eben schon einige Stücke gehört habe, die halt von Leuten geschrieben worden sind, die das Toy Piano noch immer als Klavier verstanden haben. Und ich habe dann gesagt: „Ich kann das Stück für dich nur dann schreiben, wenn du mir dein Instrument borgst. Ich muss einfach selber als Musiker Erfahrung mit dem Klang machen, und aus dieser Erfahrung heraus kann das Stück erst entstehen.“ Ich bin ganz sicher, Kalimba wäre ohne das wochenlange am Toy Piano Sitzen und Spielen und Improvisieren und Sachen Ausprobieren mit der Elektronik überhaupt nicht zustande gekommen. Es ist wirklich aus der Anschauung, aus der Praxis, aus dem Experiment heraus entstanden.


Noch mehr Spielzeuginstrumente

AM: Jetzt verwenden Sie auf der CD aber nicht nur das Spielzeugklavier, sondern, wie es im Untertitel schon heißt, Toy Instruments, also auch andere Instrumente. Welche kann man da noch erwarten auf der CD, welche kommen da noch zum Klingen?

IE: Es wird auch eine Music Box verwendet, und eine Kalimba, die ja eigentlich kein Spielzeuginstrument ist, aber eben auch ein kleines Instrument, ein Daumenklavier.

AM: Was kann man sich unter einer "music box" vorstellen?

IE: Die Music Box ist eine ganz spezielle Spieluhr, die mit Lochkarten, die vom Komponisten selbst gestanzt wurden, gespielt wird.

AM: ...und wir hören nun ein bisschen hinein: Pandora’s Revelation (Pandoras Offenbarung) heißt das Stück:


Isabel Ettenauer performing Pandora's Secret
Circus Lebasi: CLOWNERIE
Linz, 16 Jul 2009


Die Rolle der Elektronik

AM: Das war das Stück Pandora’s Revelation (Pandoras Offenbarung) – geschrieben 2009/13 für Music Box und Live Electronics, von Karlheinz Essl, gespielt von Isabel Ettenauer.

Wir haben bereits ausführlich über das Toy Piano und die Toy Instruments gesprochen, aber man darf natürlich die Electronics nicht vergessen. Welche Rolle, Herr Essl, besetzt die Elektronik auf Ihrer CD – ist sie eine Erweiterung des Klangraumes, des Toy Pianos, der Toy Instruments, oder ist sie quasi ein eigenständiger Duopartner, oder öffnet sie doch eine ganz andere Ebene?

KHE: Ich glaube, es kommen dort alle drei Aspekte vor. Ich habe wirklich versucht, für jedes Stück einen anderen zu finden.

AM: Wir hören hinein in so ein Stück mit einem elektronisch präpariertem Toy Piano. Der Titel WebernSpielWerk bezieht sich ganz klar auf Anton von Webern. Vielleicht können Sie uns aber noch etwas zum Titel und zum Aufbau der Komposition sagen – hört man darin etwas von Webern oder doch von Essl?

KHE: Naja - natürlich von beiden [lacht]. Ich habe eine spezielle Affinität zu diesem Komponisten, weil ich 1983 zu Weberns 100. Geburtstag zum ersten Mal Musik von Anton Webern gehört habe. Ich war von den Orchesterstücken op. 6 dermaßen beeindruckt und überwältigt, dass ich danach mein Leben geändert habe, also mein Leben als Komponist. Ich habe dann alles, was ich davor gemacht habe, für null und nichtig erklärt, und hatte dann eine zweijährige Schreibblockade. Und nach dieser Zeit, in der ich mich sehr viel mit Anton Webern beschäftigt hatte, war ich dann plötzlich wieder in der Lage zu komponierten, aber in einer völlig anderen Weise.

Und jetzt diese Idee mit dem Webern-Gedenken: Genau an seinem Todestag, wurde von mir die Open Air-Installation WebernUhrWerk in Mittersill eröffnet, wo auf dem Dach des Rathauses ein Lautsprecher versteckt war, der alle 15 Minuten wie eine Kirchenglocke geläutet hat. Das waren Kirchenglocken, die elektronisch simuliert waren, die alle 15 Minuten ein kurzes Stückchen Musik gespielt haben, das aus einer Zwölftonreihe, die Anton Webern in Mittersill konzipiert hat, stammt. Das war mein strukturelles Ausgangsmaterial. Und daraus habe ich mit Hilfe eines speziellen Computerprogrammes geschafft, dass aus dieser Zwölftonreihe, jedesmal wenn dieses Glockenwerk eingeschaltet wird, eine andere Form von Musik ertönt, eine andere Art von musikalischer Struktur.

Und abends gabs dann sozusagen die intime Reduktion, also das gleiche Stück, die gleichen kompositorischen Ideen, jetzt allerdings nicht gespielt auf großen Kirchenglocken, sondern auf einem winzigen Toy Piano, von Isabel Ettenauer. Das heißt das war eine Transkription dieser Klanginstallation mit Glocken auf das Toy Piano, und daraus ist ein viersätziges Werk entstanden, das sogenannte WebernSpielWerk.


Isabel Ettenauer and Karlheinz Essl performing WebernSpielWerk
Essl Museum
Klosterneuburg, 23 Jan 2013


AM: WebernSpielWerk - so hat das Stück geheißen, zu finden auf der neuen CD whatever shall be von Karlheinz Essl und Isabel Ettenauer.

Das viel erwähnte Toy Piano ist, wie der Name schon sagt, ein pädagogisches Instrument, also für Kinder entwickelt. Frau Ettenauer, ist das bei Ihren Konzerten ein Problem, denn ich kann mir vorstellen, dass ein erwachsenes Publikum und Ihre Kollegen nicht immer gleich positiv auf das kleine Klavier reagieren?!

IE: Heutzutage kann man sagen, dass das Toy Piano eigentlich total boomt, und dass immer mehr meiner Kolleginnen und Kollegen auch interessiert sind am Toy Piano. Ich erlebe da eigentlich im allgemeinen sehr, sehr viel positives Feedback und stoße auf immer mehr Interesse, auch bei den Kollegen und auch bei den Komponisten. Ich denke auch, umso größer das Repertoire wird und umso vielfältiger, desto reizvoller wird es. Wie ich begonnen habe, 2001, gab es ja noch sehr wenig Repertoire, da hat man die zwei Stücke von Cage gehabt, die Suite for Toy Piano aus 1948 und Music for Amplified Toy Pianos aus 1960. Und dann gab es vereinzelt Stücke, die teilweise von Bernd Wiesemann in Deutschland beauftragt wurden oder auch von amerikanischen Pianistinnen, zum Beispiel Margaret Leng Tan oder Wendy Mae Chambers, aber dieses Repertoire war eigentlich sehr klein. Im letzten Jahrzehnt sind unheimlich viele Stücke entstanden, die es für jeden Pianisten umso reizvoller machen sich mit dem Instrument zu beschäftigen, weil es jetzt doch schon sehr viele Möglichkeiten gibt an Repertoire.


AM: Wenn man einen Blick auf die CD wirft, merkt man schon beim schnellen Durchlesen der Titel, dass Ihnen besonders viel an der Wortwahl liegt. Pandora’s Revelation und das WebernSpielWerk haben wir schon beschrieben, Kalimba auch, zwei andere tragen den Titel Sequitur – was kann man darunter verstehen?

KHE: Ich habe 2008 begonnen, eine ganze Serie von Solostücken zu schreiben, mit Live-Elektronik, die sich an dem berühmten Zyklus der Sequenze von Luciano Berio orientieren. Sequitur spielt natürlich mit dem gleichen Wortstamm wie die Sequenza, es geht um’s Folgen, um’s Nachfolgen, und bezieht sich eigentlich auf eine spezielle Technik, die ich entwickelt habe, eine Kanontechnik. Ein Soloinstrument spielt eine musikalische Phrase, und die wird in einen Kanon-Generator, ein Computer-Programm, das ich geschrieben habe, eingespeist, und aus diesem Live-Input entsteht ein komplizierter Proportionskanon, der mit Zufallsoperationen so verunklart ist, dass der Musiker nie genau weiß, was er wirklich jetzt zurückbekommt. Das heißt, man ist sozusagen in einem Art musikalischen Spiegelkabinett, und ist ständig mit dem konfrontiert, was man schon einmal gespielt hat und muss dann aber als Musiker darauf reagieren, weil man in diesen Stücken auch bestimmte zeitliche Freiheiten hat. Es gibt zwar eine genaue Partitur, ganz genau notiert, aber es gibt Fermaten, und in diesen Fermaten kann die Pianistin entscheiden, wie lang sie die Elektronik gewähren lässt, bevor sie wieder einsteigt. Das erzeugt eine völlig andere Aufmerksamkeit, als wenn man einen normalen Notentext hat und eine Zuspielung, die man vielleicht sogar mit dem Click Track synchronisieren muss – da wird man zur Maschine.


AM: Zum Ende des Gesprächs wollen wir aber nicht in das Stück Sequitur hineinhören, sondern in den Namensgeber der CD – whatever shall be. So heisst der letzte Track – komponiert 2010 für Toy Piano, Gadgets und Live Electronics. Kommen wir erst einmal zur Besetzung, was kann sich die Hörerin, der Hörer unter dem Begriff Gadgets vorstellen?

IE: Die Gadgets, die da vorkommen, sind ein Dreidel, eine Art Kreisel, der im Inneren des Toy Pianos gespielt wird. Dann gibt es noch eine kleine Spieluhr, und da haben wir eigentlich auch wieder eine Parallele zu Pandora’s Revelation, wir haben dort eine große Spieluhr, in whatever shall be kommt eine kleine Spieluhr vor, die ganz am Schluss ein bestimmtes Lied spielt...

KHE: Der Schriftsteller Erwin Uhrmann hat vor kurzem eine geniale Analyse unseres Stücks gemacht und herausgefunden, dass es im Grunde ein Art Mikrodrama ist, das sich in der Musik realisiert und das gewisse Parallelen zu Alfred Hitchcocks Film "Der Mann der zuviel wusste" hat. Ich hab das beim Komponieren nicht so vordergründig gesehen, also nicht diesen unmittelbaren Hitchcock-Bezug, sondern eher den musikalischen.

Dieses Lied, diese berühmte Melodie, "Che Sera Sera", die ganz am Schluss in der Spieluhr auch zitiert wird, eigentlich die strukturelle Basis des ganzen Stücks ist. Also alles was Sie in diesem Stück hören, es sind am Anfang sehr viele Geräusche, alles was dort geklopft und geraschelt wird, und gezupft und gescharrt, ist abgeleitet aus der Melodie oder aus dem Rhythmus der Melodie, auch die harmonische Struktur teilweise. Und es ist wirklich so, dass es am Schluss dann kulminiert in so einer Situation, wo alles auf der Kippe steht. Und dann kommt plötzlich diese Spieluhr und löst das Rätsel. Also insofern ist es wie bei einem guten Krimi, dass man am Schluss auch weiß, wer der Mörder war.

AM: Bevor wir uns das Stück nun anhören, darf ich Sie, geschätzte Hörerinnen und Hörer noch darauf hinweisen, dass die Komposition sehr leise mit einem Scharren beginnt, und sich die die Musik, wie die Handlung eines Thrillers, Schritt für Schritt immer mehr verdichtet.


Isabel Ettenauer performing whatever shall be
Klosterneburg, Studio kHz (16 Sep 2014)


Ursula Strubinsky: whatever shall be von Karlheinz Essl. Gespielt hat Isabel Ettenauer. "whatever shall be" ist wie gesagt auch der Titel des neuen Albums der beiden. Andreas Maurer hat diese CD gemeinsam mit Isabel Ettenauer und Karlheinz Essl vorgestellt.




Home Works Sounds Bibliography Concerts


Updated: 22 Mar 2023

Web
Analytics