Commissioned by Barbara Lüneburg and Martin Mallaun
RESONAVIT performed by Maria Puusaari and Martin Mallaun
Viikki Church, Helsinki (30 Oct 2016)
In this piece, a strange hybrid between the Alpine folk instrument zither and the classical violin is created. By placing a vibration speaker onto the resonance board of the zither, it is turned into a loudspeaker and a resonator for the electric violin which excites the sympathetic strings of the zither.The gradual transformation of the original title RESONAVIT (latin: it has sounded) into its anagram NOVI STARE (czech: new old) serves as a secret code that controls the shift of sound structures over the time.
Schon seit vielen Jahren hege ich eine besondere Vorliebe für Instrumente, die noch keinen Eingang in den Kanon der (neuen) Musik gefunden haben. Begonnen hat dies 2001 mit dem Spielzeugklavier, dessen naïve Unschuld mich zu einer Reihe unterschiedlichster Kompositionen inspiriert hat, denn hier fühlte ich mich frei von kompositorischen Verpflichtungen gegenüber Traditionen oder eingeschliffenen Konventionen. Ähnlich erging es mir auch mit der Zither, die ich durch Martin Mallaun in einem völlig neuen Kontext kennenlernte, als wir 2011 zu einem "Blind Gig" in der Innsbrucker Bäckerei erstmals zusammentrafen. Ohne jegliche Absprachen traten wir vor unser Publikum und entfesselten mit unseren Geräten (ich improvisierte auf meinem selbstentwickelten Computerinstrument m@ze°2) einen hochkomplexen aber dennoch fein gesponnenen Klangstrom, den wir letztes Jahr unter dem Titel ruderals veröffentlichten.Es fügte sich, dass Martin Mallaun bald danach ein Duo mit einer meiner langjährigen Musikerfreundinnen – der Geigerin Barbara Lüneburg – ins Leben rief, und mich die beiden um ein Stück baten.
Mit der Geige bin ich seit jeher bestens vertraut; eine Zither aber hatte ich noch nie in Händen gehalten. Diese fremdartige Instrument wollte ich nun für mich entdecken und bat Martin, mir eines aus seiner Sammlung leihweise zur Verfügung stellen.
Bei meinen Klangexperimenten faszinierte mich vor allem der irisierende Nachklang der sog. Freisaiten, die üblicherweise zum Greifen der Bässe verwendet werden. Damit lassen sich herrliche Resonanzphänomene erzielen. In meiner Vorstellung wollte ich die Geige aber nicht als Gegenstück, sondern als Erweiterung der Zither in Erscheinung treten lassen. Ihre Klänge sollten über den Resonanzboden der Zither abgestrahlt und die Freisaiten indirekt zum Klingen gebracht werden. Dies erfordert allerdings einen radikalen Eingriff in die akustischen Gegebenheiten der Instrumente: Statt der herkömmlichen Violine verwendete ich deshalb eine elektrische Geige, die keinen Resonanzkörper besitzt und unverstärkt kaum hörbar ist. Der Klang dieses Instruments wird nun mittels eines speziellen Vibrationslautsprechers, der den Korpus der Zither in Schwingung versetzt, übertragen. Damit wird einerseits die Zither zum Klangwandler der Violine, und diese wiederum zum Anreger der dort freischwingenden Saiten: Ein Hybrid aus zwei ganz unterschiedlichen Instrumenten war damit geboren.Schließlich fiel mir der lateinischen Titel des Stückes RESONAVIT ein, was übersetzt "wiedergeklungen" heißen mag. Aus den selben Buchstaben läßt sich auch das tschechische NOVI STARE bilden. Es bedeutet im Deutschen "neu-alt" und bezieht sich auf die stufenweise Verwandlung des Tonmaterials von "neuen" (= atonalen) zu "alten" (= tonalen) Intervallkomplexen in meinem Stück.
Verschiebung der Buchstaben von RESONAVIT zu NOVI STARE
In den neun "Strophen" des Stücks erfolgt ein allmählicher Übergang von RESONAVIT zu NOVI STARE. Obwohl dies nicht unmittelbar hörbar ist, dient dies als hintergründiges Organisationsprinzip für die zeitliche Verschiebung von Klängen, die mit jenen neun Buchstaben assoziiert sind. Auf solch streng struktureller Basis entwickelte sich nun eine ganz am Instrument orientierte, penibel ausnotierte Komposition, die der Entfaltung der Klänge viel Zeit läßt: Eine Musik, die Ruhe ausstrahlt und den PilgerInnen der Klangspuren-Wanderung Raum zum Nachhören und zur Versenkung bietet.
Live recording of the world premier by Barbara Lüneburg (violin) and Martin Mallaun (zither)
St. Vigil Chapel, Obsaurs/Tyrol - Festival Klangspuren, 21 Sep 2014
The score of RESONAVIT can be downloaded for free. Please note that the music is protected by copyright.
RESONAVIT: 2nd page of the score
© 2014 by Karlheinz Essl
In this piece, the resonance board of a discant zither is used as a loudspeaker for an electric violin which hardly be heard without amplification. By placing a special transducer speaker onto the sound board of the zither, the sound of the electric violin is projected onto this instrument, exciting its sympathetic strings ("Freisaiten"). By this, a variety of resonance effects are created.The electric violin is connected to a wireless transmitter (Sennheiser) which sends the audio signal via a wireless receiver directly to the vibration speaker. This allows the violinist to move freely without taking care about any cables.
In the beginning of the piece, the violinst is not visible on stage, but hidden behind the audience. In ms. 7, she starts moving towards the zither player onto stage, reaching her final position next to him in ms. 10.
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Updated: 15 Jul 2019