In the Cage
Szenisches Sprechstück für 3 Sprecher/innen (1987)
Der Komponist Karlheinz Essl ist der Sprache auf der Spur. Schon für Werke, in
denen er mit Ton und Geräusch arbeitete, verwendete Essl Computerprogramme. Ein
zuletzt mit Gerhard Eckel
entwickeltes Computerprogramm analysiert einen Text nach
Übergangswahrscheinlichkeiten und ist daraufhin in der Lage, andere Texte zu
zerlegen und wieder zusammenzusetzen. Der resultierende Text klingt zwar, als
wäre er Deutsch, besteht aber aus synthetischen Wörtern und ist der
semantischen Ebene gänzlich beraubt. Der Text des Sprachstückes In the Cage wurde mit Hilfe dieses Programms erstellt, wobei die Rede über die Unbestimmtheit von John Cage als Ausgangsmaterial verwendet wurde. (Cage selbst hat sich mit verschiedenen, die Sprache verändernden oder auflösenden Techniken durch Werke von David Henry Thoreau und James Joyce geschrieben). Ebenfalls ganz im Sinne von Cage bleibt der formale Ablauf und die Dauer des Sprachstücks offen, und zwar nicht durch Freiheiten zur Improvisation, sondern durch freie Variierbarkeit der einzelnen Blätter der "Partitur".
Karlheinz Essl hat den Text, mit dem er den "Sinn der Sprache hinter der Ebene der Bedeutung" ergründen will, szenisch verarbeitet. Das Ausloten des Raumes, wobei die Bestuhlung entfernt ist, simultane Abläufe und verschiedene Ausdrucksebenen des Sprechens sind Elemente der Inszenierung.
in: FALTER 9/88 (Wiener Stadtzeitung) |
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Updated: 31 May 2020