Commissioned by the festival Imago Dei 2004
action rituelle is an electronic music performance played by the composer on his self-created computer instrument m@ze°2 during a concert at an Austrian cloister church in August 2004. In a state of trance-like meditation, sound worlds from various religious ceremonies are brought into new and unusual relationships: Gregorian chant, dances of the Aboriginal people, Jewish Sufi music, and Hinduistic temple songs are melted together into a global harmonic structure, reconciling the ideologic tensions between those - often hostile - religions. Ad maiorem dei gloriam!
Released 2007 on the album SNDT®X - free download.
In einem Zustand trance-artiger Versenkung werden hier unterschiedlichste Klangwelten aus religiösen Zeremonien - von der Gregorianik über Sufi-Gesang bis hin zu den Tänzen der Aborigines - miteinander in Beziehung gesetzt - ad majorem dei gloriam!
Für Karlheinz Essl ergab sich der Zugang zu seinem Stück über die Auseinandersetzung mit den Religionen und im Weiteren mit sakralen, mythischen Opferhandlungen. "Ich habe verschiedenartige Kulturen in mein Werk eingebunden - hier ist die Gregorianik gleichwertig mit den Natur-Riten der Aborigines und der Sufimusik jüdischer Türken. Aus all diesen Kulturen habe ich musikalische Strukturen verwendet und sie in meine Komposition eingebunden. Es sind ja nicht ja nicht nur drei unterschiedliche Kulturkreise, sondern auch verschiedene Zugänge zu Gott."
Karlheinz Essl: action rituelle (2004)
Released 2007 on the album SNDT®X
Trance steht zwar nicht im Mittelpunkt von Karlheinz Essls Schaffen, dennoch betont der Komponist wie wichtig es sei, die Grenzen einer bewußten Kontrolle ein wenig zu überschreiten - beim Hören wie beim Komponieren.
Karlheinz Essl: "Es geht um eine andere Art des Hörens: nicht das fokussierende Hören, wo man auf bestimmte musikalische Motive achtet und deren Metamorphosen und Neukombinationen, sondern das was Pauline Olivieros als 'deep listening' bezeichnet: das sich-hinein-Versenken in den Klang. Ein aktiver Vorgang, der auch für einen Nichtmusiker erlernbar ist. Eine andere Art des Hörens, frei von vorgegebenen Hörvorstellungen. Es bedarf dazu eines gewissen Trainings, aber man macht dabei die sehr wichtige Erfahrung, dass durch dieses offene Hören etwas über sich und die Welt erfahrbar wird - jenseits der verinnerlichten Kategorien und Schemata."
Auszüge aus einem Gespräch zwischen Karlheinz Essl und Hans Georg Nicklaus anläßlich der Aufführung von "action rituelle" beim Symposion "Im Zwischenreich - Musik und Trance" an der Donau-Universität Krems am 31.07.2004.
Karlheinz Essl: Ich glaube, es gibt zwei Aspekte, die da für mich eine Rolle spielen. Einerseits ist es die Versenkung in den Klang, wo dieser sozusagen als Transportmittel verwendet wird um in Bereiche vorzustoßen, die jenseits unseres normalen rationalen Bewusstseins sind. Das Zweite ist, dass es in beiden Stücken eine spirituelle Ebene gibt, über die man kaum sprechen kann, die aber eine ganz entscheidende Rolle spielt.
Publikum: Ich möchte zum ersten Stück sagen, die integrative Fähigkeit von Musik kommt da heraus, nämlich dass so viele verschiedene Konzepte von Göttlichkeit gleichzeitig funktionieren, wenn man sie nicht bewertet.
SN: Ich glaube das spricht ja auch einen ganz zentralen Punkt in diesem Stück an.
KHE: Beim Ausgangsmaterial handelt es sich um religiöse Gesänge aus verschiedenen Kulturen. Gut erkennbar war die Gregorianik - es kommt ein Zitat aus “Veni creatus spiritus“ vor. Dann ist aber auch Material von Sufis vertreten, interessanterweise sind das jüdische Sufis, eine ganz merkwürdige Gruppe, die „Jewish Sufi Connection“. Dann habe ich noch eine indische Sängerin, deren Quelle mir nicht bekannt ist, und zuletzt Originalaufnahmen von Aboriginal Musikern, die bei uns in der Sammlung Essl vor einigen Jahren eine Performance gemacht haben, und schließlich meine eigene Stimme. Ja, und dann noch ganz wichtig, der Bezug zur frühen Mehrstimmigkeit, Perotin, der Anfang von „Viderunt omnes“, entstanden um 1200, ein Beispiel frühester Mehrstimmigkeit; und hundert Jahre später der Beginn der „Missa Notre Dame“ von Guilleaume de Machaut, ein Quintklang. Das Bemerkenswerte dabei ist, dass diese Materialien sehr divers sind – und so habe ich versucht sie mittels verschiedenster kompositorische Methoden miteinander zu korrelieren, das heißt es ging in erster Linie darum, ein harmonisches Netz herzustellen, durch Transposition, in das sich die einzelnen Puzzleteile so einfügen, dass sie zu einem Gesamtklang verschmelzen können.
Publikumsgespräch moderiert von Susanne Niedermayr nach der Aufführung von "action rituelle" beim Symposion "Im Zwischenreich - Musik und Trance" an der Donau-Universität Krems am 31.07.2004.
Excerpt, performed by Agnes Heginger (vocals) and Karlheinz Essl (live-electronics)
Verein08 Vienna, 21 Jan 2010
Video: Michael Zacherl
Performed by Karlheinz Essl (live-electronics)
401contemporary fine arts gallery Berlin, 13 Jun 2009
Video: Marian Essl
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Updated: 17 Mar 2024