Karlheinz Essl

Intervention

spatial composition for 4 orchestra groups in a very reverberant hall
1995


Reviews



Raum • Klänge: Konzert in der Säulenhalle des Parlaments
Karlheinz Essl präsentiert fünf Eigenkompositionen
in: OTS (Wien, 25.01.2006)

Wien (PK) – Die Säulenhalle des Parlamentsgebäudes mutierte gestern Abend zu einem Konzertsaal. Unter dem Titel Raum • Klänge präsentierte Karheinz Essl gemeinsam mit dem "ensemble xx.jahrhundert" unter der Leitung von Peter Burwik sowie mit Günter Meinhart an den Schlaginstrumenten fünf seiner Kompositionen, die die stimmungsvoll beleuchtete Halle regelrecht mit Klängen erfüllten und somit dem, antiken Tempeln nachempfundenen, Raum eine gewisse Transzendenz verliehen. Das zum Schluss dargebotene Werk Intervention hat Karlheinz Essl vor rund zehn Jahren speziell für die besonderen akustischen Gegebenheiten der Säulenhalle komponiert. Somit konnte es nun, wie im Programmheft ausgedrückt, "ortsgerecht" wiedergegeben werden. Auch die übrigen vier Musikstücke brachten den Raum voll zum Klingen.

Nationalratspräsident Andreas Khol sprach daher von einer "berührenden Atmosphäre" und zeigte sich "vom Zauber der Musik gefangen". Er sei froh darüber, dass man sich getraut habe, dieses "experimentelle Konzert" zu realisieren, sagte Khol. Die Zuhörerinnen und Zuhörer reagierten begeistert, was durch den lang anhaltenden Applaus unterstrichen wurde.

Die Säulenhalle als Aufführungsort für musikalische Werke zu wählen, mag zwar auf Grund des Ambientes, das dieser Raum bietet, nicht überraschen. Wer jedoch die äußerst schlechte Akustik dieses Ortes kennt, würde ein solchen Unterfangen von vornherein ausschließen. Gerade diese Schwierigkeit war es aber, die Karlheinz Essls Interesse weckte und ihn dazu brachte, die Herausforderung anzunehmen, für eben diese "eigentümlich Akustik", hervorgerufen durch einen Nachhall von 12 Sekunden, ein Werk zu verfassen.

Das Ergebnis der intensiven Beschäftigung mit den sich in der Säulenhalle überlagernden "Klangbändern", die einen "mehrdimensionalen Klangraum" entstehen lassen, ist die Komposition "Intervention". Die Musiker waren bei der Wiedergabe in der Säulenhalle nicht wie in einem Konzertsaal üblich angeordnet, sondern saßen in jeweils vier gleich instrumentierten Orchestergruppen, bestehend aus jeweils sechs Musikerinnen und Musikern, in den Ecken des Raums, um unter Ausnützung des Halls einen "kreisenden, sich wölbenden Klangraum" zu erzeugen.

Intervention ist ein Auftragswerk für einen geplanten aber auf Grund von Neuwahlen nicht durchgeführten Festakt in der Säulenhalle des Parlaments anlässlich der 50-Jahr-Feier der Republik Österreich im Jahr 1995. Etwas mehr als zehn Jahre später war es nun möglich, diese Komposition an ihrem tatsächlichen Bestimmungsort einem interessierten Publikum zu präsentieren.



Riesenwoge in Atlantis (Reinhard Kager)
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung (Frankfurt, 29.11.1996)

(...) Mit verschiedenen, räumlich aufgefächerten Zeitstrukturen operiert auch Pierre Boulez' "Rituel", neben dem sich ein Ensemblestück des Österreichers Karlheinz Essl zu behaupten wusste: "Intervention" wurde durch das Radio Symphonie Orchester Wien unter der präzisen Leitung von Peter Rundel uraufgeführt, der mitten im Parkett platziert ist. Um ihn herum sind vier gleich besetzte Ensemblegruppen mit Bratsche, Cello, Kontrabass, Trompete, Posaune und Schlagzeug platziert, die elektronisch einen künstlichen Nachhalleffekt erhalten. Ein sinnlich faszinierendes Responsorium hebt an, das die im Raum schwebenden Instrumentalstimmen einander überraschend kreuzen lässt... (...)



Die Dimension des Raumklanges (t.s.)
Konzerthaus: Radio-Symphonieorchester Wien
in: Die Presse (Wien, 10.11.1996)

Pierre Boulez und Karlheinz Essl waren die Komponisten des "WIEN MODERN"-Konzertes mit dem Radio-Symphonieorchester Wien unter Peter Rundel. Die Sitzreihen im Parterre waren weggeräumt, der Dirigent stand in der Saalmitte, die Musiker waren in Gruppen im im Raum verteilt.

Das waren die Ausgangspunkte beider dargebotenen Werke, dennoch lösten die Komponisten Boulez und Essl ihre Aufgabe recht unterschiedlich.

(...) Von einer strengen (mathematischen) Struktur kann man bei Werken von Karlheinz Essl immer ausgehen, oft vermißte man bei so manchen seiner Werke die musikalische Emotion. Umso überraschender war dann die Uraufführung der Intervention für vier räumlich verteilte Orchestergruppen, ein Werk, das für einen Saal mit überaus langem Nachhall (zwölf Sekunden) konzipiert wurde, der im Konzerthaus elektronisch erzeugt wurde. Trotz sicherlich strenger formaler Konstruktion schuf Essl ansprechende, melodiöse ­ ja geradezu tonale (!) ­ Musik in durchaus nachvollziehbarer Form. Das ist eine höchst angenehme Entwicklung in Essls Musikschaffen.

Der Erfolg des Abends wurde von einem bestens einstudierten Radio Symphonieorchester Wien getragen, das von Peter Rundel umsichtig und exakt geleitet wurde.



Konzerte kurz (O.L.)
WIEN MODERN, Konzerthaus
in: Neue Kronenzeitung (Wien, 12.11.1996)

Eigentlich entstand die Komposition 1995 für eine Aufführung im Parlament zum 50jährigen Bestehen Österreichs. Dann kamen die Wahlen. Nun erlebte Karlheinz Essl's Werk Intervention doch noch seine Uraufführung im Rahmen des Festivals "WIEN MODERN".

Für seine "Raummusik" hat Essl die Sitze im Großen Konzerthaussaal entfernen lassen; das Publikum wird an den Saalrand, auf die Galerien und in einen kleinen Kreis in der Mitte des Saales verbannt. Im größten Teil des Saales sitzen die Musiker des Radio Symphonieorchesters Wien (Leitung: Peter Rundel) in vier Gruppen. Ein Klangexperiment: Die Instrumentalisten spielen miteinander, kreuz und quer und gegeneinander. Und am Mischpult erzeugt Essl selbst täuschend natürliche Echoeffekte...



Außenseiter, Arrivierte (Peter Cossé)
Neue CD-Editionen des ORF
in: Klassik heute (Wien, 9/98)

(...) Die Wiener Kassette "Neue Musik aus Österreich" ist vorbildlich gefertigt, intelligent kommentiert und versammelt fast alles, was in Österreich Rang und Namen hat. Sie erhebt keinen Anspruch auf personelle Vollständigkeit, denn auf zwei CDs wird man Repräsentanz schwerlich erzielen können.

Mir ist nach der Hörlektüre das Finale mit Karlheinz Essl Intervention nachhaltig in Erinnerung geblieben. Raunende Vieldeutigkeit erzeugt hier ein resonanzreiches Klangerleben, dessen gereizte Wohlklängigkeit in krassem Kontrast zu manchen doch recht kargen Erwägungen der älteren Kollegen steht. Der Geschmack mag hier die Vorlieben und Aversionen mitbestimmen.



Tonmeisterpreisverleihung 1998 am 9.6.99
in: Österreichische Tonmeistervereinigung

(...) Die Komposition heißt "Intervention" für 4 räumlich verteilte Orchestergruppen und Hallraum" von Karlheinz Essl, gespielt von Musikern des RSO Wien. Diese Aufnahme - die Komposition von Essl für die Säulenhalle des Parlaments geschrieben, aber leider nie dort aufgeführt - war für die Jury die Interessanteste. Die Aufführung ist makellos und die Realisierung ebenfalls. Prof. Jecklin wörtlich: "Ich war von dieser Aufnahme begeistert und wäre sehr glücklich, wenn ich diese Aufnahme gemacht hätte. Ich hätte dann auf meiner Liste von wirklich gelungenen Aufnahmen aus 30 Jahren nicht 8 sondern 9 Aufnahmen. Die Aufnahme wird der Komposition voll gerecht, man spürt den Raum für den sie geschrieben wurde. Der Raum wölbt sich wie eine Kuppel über den Zuhörer. Trotz der ca. 12 Sekunden Nachhallzeit ist die Präsenz der einzelnen Instrumente voll vorhanden. Ich glaube, man kann vom Tonmeister dieser Aufnahme, Anton Reininger, etwas lernen." (...)



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Updated: 16 Jun 2004

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